Liebe Freunde und Förderer unseres Radios,
im Zusammenhang mit den beim Synodalen Weg diskutierten
Themen kann man bei vielen Vertretern unserer Kirche hören,
dass erst eine Reform der Kirche stattfinden muss – besonders
eine Aufarbeitung des Missbrauchsskandals –, bevor man wirksam die Evangelisierung, die von Papst Franziskus nun schon so
oft eingefordert worden ist, angehen könne. Die in der Vergangenheit geschehenen Fälle von sexuellem Missbrauch müssen
selbstverständlich aufgearbeitet werden, weil die Kirche sonst
schlechthin nicht zukunftsfähig ist. Präventionsmaßnahmen
müssen durchgeführt werden. Dennoch halte ich diese oben
genannte These aus biblischen und theologischen Gründen
für grundfalsch.
Immer wieder bin ich erstaunt über die Anweisungen des
Herrn in den Aussendungsreden an die Jünger. Diese dürfen
nichts auf den Weg mitnehmen: kein Brot, kein Geld und
keine Vorratstasche. Wovon sollen sie leben? Ohne Sandalen
an den Füßen und ohne Stock sind sie wehrlos und können
nicht einmal fliehen, wenn sie angegriffen werden. Sie werden
wie Schafe unter die Wölfe geschickt (vgl. Mt 10,16). Kein
Missionsprokurator würde jemanden so auf eine Reise schicken.
Es ist denkbar, dass die Jünger Einwände dagegen erhoben
haben. Das Wort des Herrn, dass man das Licht nicht unter den
Scheffel, sondern auf den Leuchter stellen soll, damit es allen
Menschen leuchtet (vgl. Mt 5,15f.), gibt darauf eine Antwort.
Jesus vergleicht die Botschaft vom Reich Gottes mit einem
Licht, das nicht verborgen bleiben und versteckt werden
darf; das Reich Gottes muss proklamiert werden! Es duldet
keinen Aufschub; ja, es ist Eile geboten.
Anlässlich des 500. Geburtstags von Petrus Kanisius im vorletzten Jahr hielt Kardinal Walter Kasper in Augsburg einen
Vortrag zum Thema „Mit Petrus Kanisius zwischen den Zeiten.
Erneuerung aus dem Ursprung als Erinnerung an die Zukunft“.
Er ging dabei auch auf die pelagianische Irrlehre ein, wonach
der Mensch die Gnade Gottes letztlich nicht benötigen würde.
Kardinal Kasper führte hierbei aus: „Wenn ich nun höre: Wir
können das Evangelium erst wieder verkünden, wenn wir uns
durch Reformen wieder glaubwürdig
gemacht haben, so ist das Häresie
pur, Häresie eines ekklesiologischen
Pelagianismus, einer Werkgerechtigkeit,
die meint, Kirche ‚machen‘ zu können.
Nein, darin hatte Luther Recht: Die Kirche ist creatura verbi
(Geschöpf des Wortes). Die Kirche entsteht aus der Verkündigung des Evangeliums. Nicht wir sündige Menschen machen
das Evangelium glaubwürdig; das Evangelium ist als Gottes
Wort Gottes Kraft (Röm 1,16), es rechtfertigt uns und es hat
die Kraft zu ‚über-zeugen‘. Wir brauchen nicht Macher, wir
brauchen auch nicht immer neue Papiere. Wir sind in der Kirche
ja geradezu eine Papierfabrik geworden. Wir brauchen Zeugen
des Evangeliums, denen man abnimmt, dass sie glauben, was
sie sagen, und die das, was sie glauben, mit Gottes Gnade auch
leben. Es waren die Heiligen, welche die Kirche nach der Krise
der Reformation wieder in Schwung brachten: Vor Petrus
Kanisius Ignatius von Loyola, dann Karl Borromäus, Teresa von
Avila, Johannes vom Kreuz, Franz von Sales u.a.. Wir brauchen
einen neuen Petrus Kanisius als dritten Apostel Deutschlands.“
Abzuwarten und sich dann erst wieder in der Kirche zu engagieren, wenn sie wieder in Form ist und Reformerwartungen
erfüllt, ist für Papst Franziskus Ausdruck einer „abgeschotteten
Geisteshaltung“, ein Haupthindernis für den Evangelisationsauftrag und sogar eine Versuchung des bösen Geistes. Menschen
mit einer solchen weltlichen Spiritualität weigern sich, „innerhalb der Kirche als Jünger Christi zu handeln“. Die Antworten
auf die drängenden Fragen unserer Zeit können nur vom
Evangelium her gegeben werden. Wir sollen, ja wir müssen es
verkündigen, weil wir sonst der Welt das Beste schuldig bleiben.
im Zusammenhang mit den beim Synodalen Weg diskutierten
Themen kann man bei vielen Vertretern unserer Kirche hören,
dass erst eine Reform der Kirche stattfinden muss – besonders
eine Aufarbeitung des Missbrauchsskandals –, bevor man wirksam die Evangelisierung, die von Papst Franziskus nun schon so
oft eingefordert worden ist, angehen könne. Die in der Vergangenheit geschehenen Fälle von sexuellem Missbrauch müssen
selbstverständlich aufgearbeitet werden, weil die Kirche sonst
schlechthin nicht zukunftsfähig ist. Präventionsmaßnahmen
müssen durchgeführt werden. Dennoch halte ich diese oben
genannte These aus biblischen und theologischen Gründen
für grundfalsch.
Immer wieder bin ich erstaunt über die Anweisungen des
Herrn in den Aussendungsreden an die Jünger. Diese dürfen
nichts auf den Weg mitnehmen: kein Brot, kein Geld und
keine Vorratstasche. Wovon sollen sie leben? Ohne Sandalen
an den Füßen und ohne Stock sind sie wehrlos und können
nicht einmal fliehen, wenn sie angegriffen werden. Sie werden
wie Schafe unter die Wölfe geschickt (vgl. Mt 10,16). Kein
Missionsprokurator würde jemanden so auf eine Reise schicken.
Es ist denkbar, dass die Jünger Einwände dagegen erhoben
haben. Das Wort des Herrn, dass man das Licht nicht unter den
Scheffel, sondern auf den Leuchter stellen soll, damit es allen
Menschen leuchtet (vgl. Mt 5,15f.), gibt darauf eine Antwort.
Jesus vergleicht die Botschaft vom Reich Gottes mit einem
Licht, das nicht verborgen bleiben und versteckt werden
darf; das Reich Gottes muss proklamiert werden! Es duldet
keinen Aufschub; ja, es ist Eile geboten.
Anlässlich des 500. Geburtstags von Petrus Kanisius im vorletzten Jahr hielt Kardinal Walter Kasper in Augsburg einen
Vortrag zum Thema „Mit Petrus Kanisius zwischen den Zeiten.
Erneuerung aus dem Ursprung als Erinnerung an die Zukunft“.
Er ging dabei auch auf die pelagianische Irrlehre ein, wonach
der Mensch die Gnade Gottes letztlich nicht benötigen würde.
Kardinal Kasper führte hierbei aus: „Wenn ich nun höre: Wir
können das Evangelium erst wieder verkünden, wenn wir uns
durch Reformen wieder glaubwürdig
gemacht haben, so ist das Häresie
pur, Häresie eines ekklesiologischen
Pelagianismus, einer Werkgerechtigkeit,
die meint, Kirche ‚machen‘ zu können.
Nein, darin hatte Luther Recht: Die Kirche ist creatura verbi
(Geschöpf des Wortes). Die Kirche entsteht aus der Verkündigung des Evangeliums. Nicht wir sündige Menschen machen
das Evangelium glaubwürdig; das Evangelium ist als Gottes
Wort Gottes Kraft (Röm 1,16), es rechtfertigt uns und es hat
die Kraft zu ‚über-zeugen‘. Wir brauchen nicht Macher, wir
brauchen auch nicht immer neue Papiere. Wir sind in der Kirche
ja geradezu eine Papierfabrik geworden. Wir brauchen Zeugen
des Evangeliums, denen man abnimmt, dass sie glauben, was
sie sagen, und die das, was sie glauben, mit Gottes Gnade auch
leben. Es waren die Heiligen, welche die Kirche nach der Krise
der Reformation wieder in Schwung brachten: Vor Petrus
Kanisius Ignatius von Loyola, dann Karl Borromäus, Teresa von
Avila, Johannes vom Kreuz, Franz von Sales u.a.. Wir brauchen
einen neuen Petrus Kanisius als dritten Apostel Deutschlands.“
Abzuwarten und sich dann erst wieder in der Kirche zu engagieren, wenn sie wieder in Form ist und Reformerwartungen
erfüllt, ist für Papst Franziskus Ausdruck einer „abgeschotteten
Geisteshaltung“, ein Haupthindernis für den Evangelisationsauftrag und sogar eine Versuchung des bösen Geistes. Menschen
mit einer solchen weltlichen Spiritualität weigern sich, „innerhalb der Kirche als Jünger Christi zu handeln“. Die Antworten
auf die drängenden Fragen unserer Zeit können nur vom
Evangelium her gegeben werden. Wir sollen, ja wir müssen es
verkündigen, weil wir sonst der Welt das Beste schuldig bleiben.