2023 12 Monatskommentar Dezember

Veröffentlicht am 27.11.2023
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Liebe Freunde und Förderer unseres Radios,
wie viele Definitionen von Liebe gibt es wohl? Bücher darüber füllen ganze Bibliotheken. Eine überraschende und interessante Variante formulierte der heilige Ignatius von Loyola (1491–1556), der Gründer des Jesuitenordens, so: „El amor consiste en comunicación“ – „Die Liebe drückt sich aus in der Kommunikation“, darin also, welche Worte wir im Umgang miteinander gebrauchen. Das klingt wenig romantisch und emotional, ist dafür aber umso realistischer und im Leben verankert. Die Liebe zeigt sich in der Kommunikation! In der Adventszeit schauen wir auf Maria im Augenblick der Verkündigung (Lk 1,26-38). Der Erzengel Gabriel holt ihr Ja-Wort ein, die Mutter Gottes zu werden. Im Unterschied zu Zacharias, dem der Erzengel zuvor ebenfalls erschienen ist (Lk 1,5-25), bittet sie um kein Zeichen. Bei ihm ist die Frage „Woran soll ich das erkennen?“ (Lk 1,18) Ausdruck schuldhaften Unglaubens. Bei Maria sind die fast gleichen Worte „Wie soll das geschehen?“ (Lk 1,35) Ausdruck des fragenden Glaubens und daher legitim. Gleiche Sätze und Handlungen sind je nach der inneren Absicht Glaubens- oder Unglaubenssätze! Der Kontext zeigt dies in der Reaktion des Erzengels unmissverständlich. Heinrich Spaemann schreibt dazu: „Im Neuen Testament ist die Verkündigungsgeschichte der einzige Dialog einer vollkommenen Konsonanz von offenbarendem Gott und gläubigem Menschen, ohne irgendein vorgängiges Ringen des göttlichen Lichtes mit der Verdunklung eines Herzens mit Zweifel, Trauer oder Missverstehen. Theologisch gesehen ist sie die österlichste aller Geschichten.“ Kommunikation zwischen Gott und Mensch auf bestmöglichem Niveau – auch hierin ein Vorbild für uns. Wie notwendig diese Art des Umgangs miteinander in unserem Alltag ist, aber besonders auch für unsere Kirche, hat Papst Franziskus in seiner Botschaft zum 57. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel unter dem Titel „Mit dem Herzen sprechen“ prägnant zum Ausdruck gebracht: „Wir brauchen in der Kirche dringend eine Kommunikation, die die Herzen entzündet, die Balsam auf die Wunden ist und die den Weg unserer Brüder und Schwestern erhellt. Ich träume von einer kirchlichen Kommunikation, die es versteht, sich vom Heiligen Geist leiten zu lassen, freundlich und zugleich prophetisch; die es versteht, neue Formen und Wege für die wunderbare Botschaft zu finden, die in das dritte Jahrtausend weiterzutragen sie berufen ist. Von einer Kommunikation, die sich auf die Beziehung zu Gott und zum Nächsten, insbesondere zu den Bedürftigsten, konzentriert und die es versteht, das Feuer des Glaubens zu entfachen, anstatt die Asche einer selbstbezogenen Identität aufzubewahren. Von einer Kommunikation, deren Grundlage demütiges Zuhören und die parresia (Freimut) beim Sprechen ist, welche niemals die Wahrheit von der Liebe trennt.“ Herzen, die schon erkaltet waren, sollen wieder entzündet werden wie bei den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. Bei „Balsam auf die Wunden“ denke ich an die vielen Verwundungen und seelischen Verletzungen der Menschen in unserer Zeit, die deutlich zunehmen. Eine solche Art des Sprechens erhellt den Lebensweg und führt Menschen „von der Finsternis zum Licht und von der Macht Satans zu Gott“ (so definiert der Apostel Paulus seine Mission in Apg 26,18). Sie ist vom Heiligen Geist geleitet und kann daher das Feuer des Glaubens entfachen. Wie sehr sind wir heute herausgefordert, neue Formen und Wege für die wunderbare Botschaft zu finden angesichts ständig neuer Kommunikationsplattformen! Die bisher beschrittenen Wege genügen nicht mehr! Eine solche Art der Kommunikation versteht die Zeichen der Zeit prophetisch zu deuten, hat eine Option für die Armen in der Zuwendung zu den Bedürftigsten und ist eher bereit, demütig zuzuhören als ständig selbst zu sprechen. Sie ist freimütig, nicht von der Angst vor Ablehnung geleitet und wird um der Liebe zu den Menschen willen die Wahrheit nie verschweigen oder entstellen. Eine solche Kommunikation ist nach Papst Franziskus „das wertvollste und fruchtbarste Geschenk, das wir einander machen können“.
Im Radio ist sie von alles entscheidender Bedeutung: Der Ton macht die Musik. Die Zuhörerinnen und Zuhörer merken bald, ob jemand authentisch ist oder nur eine Rolle spielt. Sie sind dankbar, wenn Moderatoren eine Meinung gelten lassen, auch wenn sie vielleicht unbeholfen vorgebracht wurde. Und sie spüren, ob jemand bemüht ist zu einen, anstatt das Trennende und Unterscheidende zu betonen. Sie sind dankbar für jede Hilfestellung, wie ein „Leben mit Gott“ im täglichen Austausch der Sprache konkret verwirklicht werden kann. Für jede Verbundenheit mit unserem Radio danke ich Ihnen herzlich und bitte darum, dass Sie uns zum Weihnachtsfest mit einer Gabe bedenken. Ihr Pfarrer Dr. Richard Kocher, Programmdirektor