2023 07: Monatskommentar August

Veröffentlicht am 31.07.2023
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Liebe Freunde und Förderer unseres Radios, die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2022 gab es in zehn der 27 Diözesen Deutschlands keine Priesterweihe. In die Priesterseminare sind nur 48 neue Kandidaten eingetreten. Erfahrungsgemäß werden nicht wenige diesen Weg nicht weiterverfolgen. Der Abwärtstrend ist unverkennbar und hat für die Kirche verheerende Auswirkungen, da Priester nur durch Priester ersetzt werden können. Für die Berufungspastoral gibt es eine konkrete Anweisung unseres Herrn: „Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!“ (Mt 9,37f.). Diese Bitte muss recht verstanden werden. Wir dürfen zum einen davon ausgehen, dass Gott auch heute noch seiner Kirche genügend geistliche Berufungen schenkt. Zum anderen ist zu beachten, dass Berufungen nicht „herbeigebetet“ werden können. Die Diskrepanz zwischen dem Ruf Gottes und der Annahme seitens des Menschen dürfte neben der offenkundigen Kirchenkrise und dem negativen Image des Priesterberufs in Deutschland (die Zahlen in anderen Ländern wie Frankreich, Italien oder den USA sind in Relation zur Zahl der Katholiken dort signifikant höher) wesentlich darin begründet sein, dass wir nach einem Wort von Papst Benedikt XVI. in der heutigen Zeit schier unendliche Möglichkeiten haben, uns abzulenken und damit den Ruf Gottes nicht zu erkennen. Deshalb kann es beim Gebet um geistliche Berufungen „nur“ darum gehen, dass diese erkannt, dankbar angenommen und mit Beständigkeit und Treue gelebt, biblisch gesprochen, bewahrt werden. In seiner Ansprache am 14. September 2006 bei der Begegnung mit Priestern und Diakonen in Freising sagte Papst Benedikt XVI.: „‚Bittet den Herrn der Ernte!‘ Das besagt auch: Wir können Berufungen nicht einfach ‚machen‘, sie müssen von Gott kommen. Wir können nicht, wie vielleicht in anderen Berufen, durch gezieltes Management, entsprechende Strategien, sozusagen einfach Leute rekrutieren. Die Berufung muss immer den Weg vom Herzen Gottes aus zum Herzen des Menschen finden. Und dennoch: Gerade damit sie im Herzen der Menschen ankommen kann, ist auch unser Mittun erforderlich.“ Ein gutes Beispiel für dieses Mittun ist das „Frauenhilfswerk für Priesterberufe“, das 1926 von Prinzessin Immaculata von Sachsen gegründet wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es im Deutschen Reich einen eklatanten Mangel an Priestern. Viele von ihnen und Seminaristen waren gefallen. Die Mitglieder des Hilfswerks verpflichteten sich, ein christliches Leben zu führen, täglich im Anliegen der Priesterberufungen zu beten und sich nach Möglichkeit finanziell an der Ausbildung der Seminaristen zu beteiligen. Als die Nationalsozialisten dieses Hilfswerk 1938 verboten, hatte es deutschlandweit 250.000 Mitglieder. Die Fruchtbarkeit war überwältigend. Die Zahl der Priesterweihen war so hoch, dass ein Bischof damals ausrief: „Herr, halt ein mit deinem Segen!“ In der Theologie wurde diskutiert, wie man es sich erklären kann, dass der Herr so viele Priester schenkt, die man kaum mehr in den Pfarreien unterbringen konnte. Die beeindruckende Initiative von Prinzessin Immaculata hat uns heute noch viel zu sagen. In der hervorragend aufgemachten Broschüre „Frauen für Priester. 90 Jahre Einsatz für Berufungen“ (s. unten) wird dies dargelegt. Beim Zentrum für Berufungspastoral ist sie erhältlich. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum in einer so dramatischen Situation unserer Kirche solche oder andere Initiativen wie die „Anbetung für Berufungen“, die nachweislich erfolgreich sind, entweder überhaupt nicht oder nur halbherzig aufgegriffen werden. Ich danke allen, die treu in diesem Anliegen beten. Wir tun dies bei radio horeb besonders am ersten Donnerstag des Monats, dem Priesterdonnerstag. Für Ihre Verbundenheit mit unserem Radio danke ich Ihnen, besonders auch jenen, die ihr mit Gebet und Spende Ausdruck verleihen.